Alice Salomons Memorandum über ihr Gestapo-Verhör am 26. Mai 1937

Alice Salomon wurde im Frühjahr 1937 aus Nazi-Deutschland vertrieben. Über ihre Ausweisung wurde Salomon während eines Verhörs durch die Gestapo am 26. Mai 1937 unterrichtet. Dies ist also ein Schlüsselmoment ihrer Vertreibung, über die sie sich nur sehr selten äußerte.

Zu den wenigen Dokumenten zählt ein Memorandum, dass sie auf einer der Zwischenstationen ihrer Flucht verfasst hat. Es ist in einem Nachlasssplitter Salomons überliefert, der im Leo Baeck Institute aufbewahrt wird. Der Text ist einerseits eine minutiöse Dokumentation, die den genauen Wortlaut des Verhörs wiedergibt. Andererseits zeigt er, wie Salomon sich den Zuschreibungen und Deutungen der Nazis und auch Opfernarrativen bewusst entzieht und ihre eigene, selbstbewusste Geschichte erzählt.

Auf der Online-Plattform “Selbstzeugnisse revisited” werden Dokumente vorgestellt, die von Verfolgung, Vertreibung und Flucht berichten. Gastautor*innen besprechen in regelmäßigen Abständen einzelne Selbstzeugnisse, deren Hintergründe und Erkenntnispotentiale. Neben der neu erschienenen Besprechung des Memorandums von Hannah Ferreira und Dayana Lau befindet sich unter den bisher erschienenen Beiträgen auch ein Text über ein Dokument aus dem Alice Salomon Archiv der ASH Berlin – der Brief der vertriebenen Sozialarbeiterin Dora Bernhard aus dem italienischen Exil.