Ein Digitalisierungsprojekt zur Familiengeschichte Alice Salomons

Im Fokus des Projektes liegt die Aufarbeitung und Vermittlung des 2021/2022 im ASA eingetroffenen Familiennachlasses der Angehörigen Alice Salomons. Dieser Nachlass – welcher von der Familie teilweise persönlich ins Archiv gebracht wurde –  gibt nicht nur Auskunft über die Privatperson Alice Salomon, sondern gewährt auch Einblicke in die Geschichte jüdisch-bildungsbürgerlichen Lebens als Teil des kulturellen Erbes der Stadt Berlin.

Die Zwillinge Leonie Hepner (1896-1994) und Maria „Mieze“ Hepner (1896-1992), Nichten der frauenbewegten Sozialarbeitspionierin Alice Salomon, pflegten den Familiennachlass, dessen Dokumente weite Wegstrecken hinter sich brachten, bevor sie im ASA ihren finalen Platz fanden. Der Bestand dokumentiert die Geschichte der Familie Alice Salomons, die unter anderem in Berlin ansässig war und im Zusammenhang mit dem seit Beginn des 19. Jahrhunderts erstarkenden Antisemitismus und schließlich der nationalsozialistischen Machtergreifung aus Deutschland vertrieben wurde. Sie und ihre Verwandten ließen sich u. a. in der Schweiz, den USA, Großbritannien, Israel und Uruguay nieder.

Ergänzt wird dieser Bestand durch den Vorlass von Joachim Wieler. Seine Recherchen zu Salomons Leben im New Yorker Exil ermöglichten im Jahr 1983 erstmals die Publikation von Salomons Autobiographie “Charakter ist Schicksal” in Deutschland. Joachim Wielers Vorlass dokumentiert die Wiederentdeckung von Salomons Bedeutung für die Soziale Arbeit, die internationale Frauenbewegung und die Stadt Berlin. Insbesondere seine Interviews mit Salomons Zeitgenoss*innen, Verwandten und Mitstreiter*innen, für die er in den 1980er Jahren in die USA und nach England reiste, komplettieren das Bild Salomons und ihrer Familie.

Beide Bestände werden archivfachlich erschlossen und teildigitalisiert. Dies ist Voraussetzung, um sie erstmals (auch digital) für Stadtgesellschaft, Forschung und die interessierte Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Die Digitalisierung dient neben dem Bestandsschutz und der Zugänglichmachung auch der Vermittlung historisch relevanter Inhalte über unterschiedliche Formate. Neben der Präsentation der Metadaten und – wo möglich – der Digitalisate im META-Katalog des DDF und im Archiv-Portal-D, wird die Familiengeschichte über drei weitere Formate erzählt. Im Mittelpunkt der Vermittlung steht die virtuelle Ausstellung “Die Zwillinge und Tante Ly” in DDBstudio der Digitalen Deutschen Bibliothek. Die Ausstellung erzählt anhand des digitalisierten Archivguts aus dem Familien- und Berufsleben Alice Salomons und ihrer Nichten. In der berlinHistory App wird ein Themenlayer zur Geschichte der Sozialen Arbeit konzipiert. Dort werden Texte, Digitalisate und Audiodatein mit einer interaktiven Berlin-Karte verknüpft. Nutzer*innen können mit Hilfe der App z. B. ein biographisches Interview hören, während sie historisch bedeutsame Orte der erzählenden Person besuchen. Last but not least werden Projektergebnisse auf dem Webportal Jewish Places präsentiert. Die partizipative Website der Stiftung Jüdisches Museum Berlin macht jüdische Geschichte über eine interaktive Karte erlebbar.

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