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Im Mittelpunkt des Projektes steht die Auseinandersetzung mit dem Engagement jüdischer Frauen beim Aufbau der Sozialen Arbeit sowie mit ihrer Verdrängung im Zuge der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Dazu werden Teilbestände der im Alice Salomon Archiv erhaltenen Akten digitalisiert und mit Blick auf jüdische Angehörige der Sozialen Frauenschule Berlin-Schöneberg bzw. der Deutschen Akademie für soziale und pädagogische Frauenarbeit im Zeitraum von 1908 bis 1936 untersucht und für das Digitale Deutsche Frauenarchiv (DDF) aufbereitet.

Die meisten der jüdischen Frauen gelangten Anfang des 20. Jahrhunderts über soziale Hilfstätigkeiten zur organisierten Frauenbewegung. Da die jüdischen Religionsgrundsätze den Frauen auf dem Gebiet der Armenfürsorge und Wohltätigkeit Bewegungsfreiheit einräumten, wandten sich jüdische Mädchen, häufig sozialen Aufgaben und Ausbildungsmöglichkeiten zu. Jüdische Frauen spielten damit auch eine wichtige Rolle innerhalb der bürgerlichen deutschen Frauenbewegung, wie auch bei der Gründung und dem Auf- und Ausbau des sozialen Frauenberufs.

Die von Alice Salomon gegründete Soziale Frauenschule war wie die Deutsche Akademie ein Zentrum der Frauenbewegung im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Als interkonfessionelle Schule wurde die Soziale Frauenschule Alice Salomons von vielen Frauen aus dem jüdischen Bürgertum besucht. Sowohl an der Sozialen Frauenschule wie an der Deutschen Akademie waren zudem zahlreiche jüdische Dozentinnen tätig.

Im Jahr 1933 wurde die Deutsche Akademie aufgelöst, um der Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten zuvorzukommen. Im selben Jahr wurden jüdische Angehörige der Sozialen Frauenschule entlassen, vertrieben und verfolgt. Von den insgesamt 31 Lehrenden jüdischer Herkunft sind 16 emigriert, fünf wurden in Konzentrationslager deportiert.

Unter den Emigrantinnen sind bekannte Persönlichkeiten wie die Soziologin und Direktorin der Deutschen Akademie Hilde Lion, die Sozialpolitikerin und Leiterin des Archivs für Wohlfahrtspflege Siddy Wronsky oder die Juristin Margarete Berent. Aus dem Kreis der Schülerinnen sind in diesem Zusammenhang u.a. die Mitbegründerin der Arbeiterwohlfahrt und Leiterin der Wohlfahrtsschule Hedwig Wachenheim, die Wohlfahrtspflegerin, persönliche Assistentin und Biografin von Alice Salomon, Dora Peyser und die Sozialarbeiterin und Wohlfahrtsdezernentin Käte Rosenheim zu nennen.

Die weitere Recherche dieser und anderer jüdischer Akteurinnen beider Einrichtungen soll die Bedeutung von Frauennetzwerken und deren Zusammenhang zur Frauenbewegungsgeschichte und der Geschichte der Sozialen Arbeit herausstellen. Entlang der im ASA vorhandenen Akten werden neue Biographien und Netzwerke sichtbargemacht und in Essays dargestellt.

Publikationen:

Projektdaten:

  • Projektlaufzeit: 01.01.2020 bis 31.12.2020
  • Projektmitarbeiter_innen: Prof.’in Dr. Sabine Toppe (PL), Lena Kühn (wiss. Mitarbeiterin), Friederike Mehl, Aleksandra Stojanoska
  • Mittelgeber_in: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), Deutsches Digitales Frauenarchiv (DDF)