Am Montag, den 2. Oktober 2023, ist die israelische Feministin, Literaturprofessorin und Sozialarbeiterin Dr. Alice Shalvi im Alter von 96 Jahren in Jerusalem verstorben. Shalvi war eine herausragende soziale Aktivistin und als Gründerin des modernen jüdischen Feminismus in Israel hoch angesehen.
Alice Shalvi wurde am 16. Oktober 1926 in Essen geboren. Mit ihrer Familie flüchtete sie 1934 kurz nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten nach England, wo sie englische Literatur und Soziale Arbeit studierte. 1949 wanderte sie nach Israel aus und lehrte 1950 bis 1990 an der Hebrew University of Jerusalem. Ab den 1970er Jahren spielte sie eine Schlüsselrolle bei der Mobilisierung der aufstrebenden Frauenbewegung in Israel, unter anderem ab 1984 als Gründungsdirektorin des Israel Women’s Network.
Shalvi wurde mit zahlreichen Auszeichnungen für ihre herausragenden Leistungen in den Bereichen Bildung, Forschung, religiöses Leben und Zivilgesellschaft geehrt. Im Jahr 2007 erhielt sie für ihr Lebenswerk den Israel-Preis, die höchste zivile Auszeichnung des Landes. Als erste Preisträgerin erhielt sie 2001 im Rahmen des Gründungscolloquiums des Alice Salomon Archivs den Alice Salomon Award. Für ein Projekt des Alice Salomon Archivs im Rahmen des Digitalen Deutschen Frauenarchivs berichtete sie 2021 im Video-Interview mit Eleonore Lappin-Eppel über ihr Leben. Im Jahr 2018 veröffentlichte Shalvi eine Autobiographie mit dem Titel „Never a Native“.